Muslimische Beerdigungs-Rituale in Deutschland

Veröffentlicht auf von xamantaos spotlight

Schätzungen sagen, dass bis zu 4,3 Millionen Muslime in Deutschland leben. Ein Großteil wird von ihnen nach dem Tod zur Beisetzung in sein Heimatland überführt. Der andere Teil will sich in Deutschland beerdigen lassen. Daraus ergeben sich viele Aspekte, die nicht unproblematisch sind.

 

Ist ein Muslim in Deutschland gestorben, darf er nur in muslimisch geweihter Erde beerdigt werden. Da es bei uns sehr viele städtische Friedhöfe gibt, die keinen muslimischen Teil haben, wäre dies ein Aspekt der Problematik. Hier könnten die deutschen Bestattungsgesetze überarbeitet werden.

 

Nach dem Tod eines Muslims erfolgt die rituelle Waschung des Leichnams. Sie wird von einer Person des gleichen Geschlechts vorgenommen, die sich zuvor ebenfalls rituell gereinigt haben muss. Bei männlichen Toten übernimmt meist der Imam, der Geistliche der muslimischen Gemeinde, die Waschung. Bei einer weiblichen Toten ist es ein weibliches Familienmitglied oder eine nahe Angehörige, die dafür zuständig ist. In der Nähe der Moschee werden die Waschungen vorgenommen, während in Richtung Kaaba*) gebetet wird. Dann erfolgt die Einwicklung des Leichnams in den Kefen, ein weißes Leichentuch ohne Nähte. Ist der Körper umhüllt, wird an beiden Enden festgeknotet. Im Anschluss wird ein rituelles Totengebet gesprochen.

 

Nur Wenigen ist ein entscheidender Bestandteil der islamischen Bestattungsriten bekannt, der zwischen Totengebet und Beisetzung liegt. Bevor der Verstorbene zu Grabe getragen wird, fragt der Imam die Gemeinde, ob der Tote bei Anwesenden materielle oder immaterielle Schulden hat. Sollten noch Schulden vorhanden sein, wird sich die Familie um schnellstmögliche Begleichung bemühen. Dann kann der Verstorbene laut Ritus zu Grabe getragen werden.

 

Ein weiterer Aspekt islamischer Bestattungen ist die Beisetzung des Verstorbenen ohne Sarg. Die deutschen Totengräber dürfen den Leichnam und das Tuch aus hygienischen Gründen nicht anfassen. Darum werden männliche Familienmitglieder den Leichnam ins Grab legen. Während zwei Verwandte über ein schmales Brett in das enge Grab steigen, um den Toten entgegen zu nehmen, lassen andere Verwandte den Leichnam hinuntergleiten. Auch hier sollte über die Änderung der Friedhofsordnung nachgedacht werden.


Bevor die Männer das Grab verlassen, wird das Gesicht des Toten nach Mekka ausgerichtet. Dann werden Holzbretter so über den Toten gelegt, dass eine Art Dach entsteht, unter dem der Tote nun ruht. Während Verwandte und Totengräber das Grab zuschaufeln, wird noch ein Totengebet auf Arabisch gesprochen.

 

Wenn das Grab geschlossen ist, wird es nach christlicher Tradition mit Kränzen und Blumen geschmückt. Das ist zwar nicht besonders traditionell, aber eine Sitte, die von christlichen Beerdigungen abgeguckt wurde. 11Trösterchen (145)

*)  Die Kaaba ist ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee in Mekka.

**) Verfasser dieses Artikels ist mein Co-Autor Pitti

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