Der Giftmord - alias Apfel No. 3 von 4
Der Giftmord, Part I
Die Schneewittchen-Version der Gebrüder Grimm ist völlig veraltet. Da gibt es eine neue von mir!
Es war einmal eine Königin. Sie war wunderschön. Keine Frau auf der ganzen Welt kam an ihre natürliche, strahlende Schönheit heran. Ihr Mann, ein mächtiger Herrscher, vergötterte sie. Die beiden waren Lieblinge der Presse und hatten in facebook so viele Fans und Follower in Twitter wie niemand sonst. Alle Welt freute sich mit, als die Königin schwanger wurde. Leider stellte sich während der Schwangerschaft heraus, dass sie an einer schweren Krankheit litt und die Geburt des Töchterchens nicht überleben würde. Abtreibung oder nicht wurde in den Medien heiss diskutiert. Dabei hatte die junge Königin sich schon längst für das Kind entschieden. Der König war verzweifelt. Die besten Ärzte konnten der geliebten Frau nicht helfen.
Die letzten Monate vor der Geburt musste die Königin im Krankenbett verbringen. Einmal waren beim Spritzen ein paar Tropfen Blut auf ein weißes Tellerchen gekommen, das auf ihrem schwarzlackierten Nachttischschränkchen stand. Ihr gefielen die Farben so gut, dass sie sich wünschte: "So einen schönen, hellen Porzellanteint soll meine Tochter haben, so rote Lippen wie diese Bluttropfen, die Augen und die Haare so schwarz und glänzend wie dieser Lack."
Nach der Geburt legten sie der Sterbenden ihre kleine Tochter in die Arme. Sie betrachtete ihr süßes Baby. Es war wunderschön, hatte ganz helle Haut, rote Lippen, schwarze Haare und dunkle, glanzvolle Augen. Lächelnd flüsterte die Königin "Schneewittchen". Dann starb sie. Schneewittchens Vater konnte den Anblick des Kindes nicht ertragen, weil sie ihn zu sehr an die geliebte Frau erinnerte. Schneewittchen wuchs in einem anderen Teil des Schlosses in der Obhut von Ammen, Au-pair-Mädchen und Privatlehrern auf. Wer das Kind sah, war sofort von ihrer Schönheit, Anmut und ihrer liebenswerten Art angetan.
Nach dem offiziellen Trauerjahr rieten die Berater dem König zu einer Wiederverheiratung. Ihn interessierte keine neue Frau, aber er empfand es als seine staatsmännische Pflicht. So nahm er sich die als schönste Frau der Welt Gekürte zur Gemahlin. Die Neue zog mit Pomp und Primborium im Schloss ein. Ihr Hofstaat wurde um das vielfache aufgestockt. Kosmetikerinnen, Schönheitsberater, Masseure, Fachkräfte für die Pflege von Händen, Füßen, Haut und Haar waren das. Täglich trafen Modeschöpfer ein, um die neuesten Kreationen zu präsentieren. Die Königin war eine eitle, eingebildete Zicke und ekelhaft zu allen. Bei Empfängen glänzte sie aber mit Schönheit und gespielter Liebenswürdigkeit.
Ihr morgendliches Verschönerungsritual beendete sie täglich in einer Kammer, zu der nur sie Zutritt hatte. Dort hing ein Zauberspiegel, eine Art Fernglas in die Welt, dessen Aufgabe es war, nach den schönsten Frauen zu suchen. Zu denen schickte die Königin ihre Privat-CIA-Leute, welche ihre Konkurrenz unschädlich machten. Man konnte dann z.B. die tragische Nachricht hören, dass "Miss World" von einem enttäuschten Liebhaber Salzsäure ins Gesicht geschüttet bekommen hat... Niemals fiel ein Verdacht auf die neidische Königin.
Du willst sicher die Fortsetzung morgen lesen!